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Sorbische Traditionen in der Lausitz

Zahlreiche traditionelle Bräuche sind typisch für die Sorben, das mit 60.000 Menschen kleinste westslawische Volk. Beheimatet ist es in der Lausitz, die sich in die Oberlausitz im Nordosten Sachsens und die Niederlausitz im Süden Brandenburgs gliedert. Das Osterfest ist ein besonderer Höhepunkt im Jahr, aber auch zu anderen Zeiten gibt es viel zu entdecken.

Typisch sorbisch: filigran verzierte Ostereier

Wunderschön verzierte, farbenfrohe Ostereier gehören zu den bekanntesten sorbischen Traditionen. Sie entstehen unter versierten Händen in vier Haupttechniken: dem Wachsen, dem Wachsbossieren, dem Kratzen und Ätzen. Geschmückt werden die Eier mit filigranen Mustern wie Sternen, Sonnenrädern, Blumen oder Ranken.

bunte sorbische Ostereier

Zu den bekanntesten sorbischen Traditionen gehören die kunstvoll verzierten Ostereier. Foto: Sylvia Panoscha

In den Wochen vor Ostern finden beispielsweise in Bautzen oder Schleife sorbische Ostereiermärkte statt, bei denen diese Techniken vorgeführt und die dekorativen Eier und andere Ostergeschenke zum Kauf angeboten werden. Stets im Frühjahr widmet sich außerdem das Sorbische Museum Bautzen in seiner Sonderausstellung „Ostern bei den Sorben“ den vielen Facetten des Themas.

Osterreiter verkünden die Osterbotschaft

Prägend für den Ostersonntag sind die Osterreiterprozessionen rund um Bautzen, Kamenz und Hoyerswerda. Festlich gekleidete Reiter auf geschmückten Pferden begeben sich über Land und verkünden in den Dörfern singend und betend die Auferstehung Christi in sorbischer und deutscher Sprache. An den Straßenrändern verfolgen tausende Zuschauer diesen einzigartigen Brauch.

Bautzen, sorbisch Budyšin, lädt am Ostersonntag außerdem noch zum Eierschieben auf den Protschenberg ein. Kullerten früher richtige Eier den Hang hinunter, sind es heute bunte Plastikbälle. Die Kinder können sie einfangen und anschließend gegen kleine Geschenke eintauschen.

Eierschieben auf dem Protschenberg in Bautzen

Ein großer Spaß für alle Kinder ist das Eierschieben auf dem Bautzener Protschenberg am Ostersonntag. Foto: Philipp Herfort Photography

Vielfältige Trachten und die Hauptstadt der Sorben

Von der Vogelhochzeit im Januar bis zu Erntefesten und dem Bescherkind im Dezember wird auch im Rest des Jahres immer wieder gefeiert. Die regional unterschiedlichen Trachten dürfen dabei nicht fehlen. Das kleinste, aber wohl ursprünglichste Trachtengebiet der Sorben ist das Kirchspiel Schleife bei Weißwasser.

Mehr über die traditionsreiche Kultur mit ihren vielfältigen Trachtenvariationen und der lebendigen Brauchtumspflege verraten die Dauerausstellung des Sorbischen Museums in Bautzen und das Sorbische Kulturzentrum Scheife. In der über 1.000-jährigen Stadt Bautzen, die heute als politisches Zentrum und kultureller Mittelpunkt der Sorben gilt, geben das Sorbische National-Ensemble, das Deutsch-Sorbische Volkstheater, das sorbische Restaurant „Wjelbik“ und die Sorbische Kulturinformation noch viele weitere einmalige Einblicke.

Nördlich von Bautzen verläuft durch das UNESCO-Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft die Radtour „Sorbische Impressionen“, die Authentisches und sehr Persönliches aus dem Alltag der ethnischen Minderheit zu berichten weiß. Entlang der Strecke ist die gelebte Zweisprachigkeit in Orten wie Radibor/Radwor, Crostwitz/Chrósćicy oder Rosenthal/Róžant allgegenwärtig.

sorbische Volkstanzgruppe

Untrennbar mit der zweisprachigen Lausitz sind die vielfältigen Trachten und zahlreiche Feste verbunden. Foto: OHTL e. V./Jörg Stephan

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