Sächsische Gärten und Parks: Der Schlosspark Weesenstein
Das Wasser der Müglitz fließt mitten durch den barock anmutenden Park unterhalb des hoch aufragenden Schlosses Weesenstein am Fuße des Osterzgebirges. Allerdings wurde der Garten nicht rings um den natürlichen Lauf des Flusses gestaltet, vielmehr ließ vermutlich die Freiherrenfamilie von Uckermann dessen Bett eigens verlegen. So entstanden zwei Parkteile mit unterschiedlichem Charakter, aber jeweils streng symmetrischem Wegesystem im französischen Stil. Eine Sandsteinbrücke verbindet sie miteinander.
Mehr als drei Jahrhunderte und zwölf Generationen lang war die Herrschaft Weesenstein ab 1406 im Besitz derer von Bünau, einem der einflussreichsten Adelshäuser Sachsens. Nach dem verlustreichen Siebenjährigen Krieg endete diese Ära. 1772 erwarb die ursprünglich bürgerliche Familie von Uckermann das Anwesen. In ihrer Zeit im Müglitztal entstanden die noch heute erhaltenen Strukturen des Schlossparks.
Zwei Gartenteile links und rechts der Müglitz
Dem Schloss vorgelagert ist der Kleine Schlosspark mit akkuraten, bunt blühenden Blumenrabatten. Süßer Duft liegt auf jenen Wegen in der Luft, die an Reihen von Hochstammrosen vorbeiführen. Am südlichen Zipfel des Parkflügels wachsen, fast versteckt im Schatten mächtiger Bäume, üppige Rhododendronbüsche. Die Fontäne eines Springbrunnens sprudelt im Zentrum des hübschen, von einer Mauer eingefassten Gartens in einem runden Wasserbecken.
Jenseits der Müglitz erstreckt sich der größere Parkteil. Dorthin führt die sogenannte König-Johann-Brücke. Die Erneuerung dieser Sandsteinbrücke veranlasste König Johann von Sachsen im 19. Jahrhundert, woran das „J“ im Schlussstein erinnert. Dessen Onkel König Anton von Sachsen hatte das Schloss 1830 für die Wettiner erworben.
Ebenfalls im Auftrag von König Johann schuf der Bildhauer Wolf von Hoyer 1861 die Marmorstatue der Flora, die bereits auf der Brücke die Blicke auf sich zieht. Die Blumengöttin trägt einen Rosenkranz im Haar und reicht den Vorbeischlendernden still eine Rose aus ihrem Bukett. Lindenalleen und von Hainbuchenhecken gesäumte Pfade leiten zu architektonischen Kleinoden wie dem barocken Gartenpavillon, den im Zentrum des Großen Schlossparks staatliche, in Form geschnittene Scheinzypressen einrahmen.
Spuren des „verschwundenen“ Parks im Wald
Die von Uckermanns bezogen auch die Hangpartien des Müglitztales in ihre Gartenpläne ein. Ab 1780 entstand dort ein romantischer Park im englischen Stil mit lauschigen Plätzen und Aussichtsterrassen. Viel ist davon nicht mehr zu sehen. Mit aufmerksamem Blick sind am bewaldeten Osthang aber noch die Grundmauern des einst beeindruckenden Jagdpavillons, kleine Landschaftsbrücken, einfache Sitzbänke und Blickachsen zum Schloss und ins Umland zu erkennen.
Ein Spaziergang durch den Park ist meist der gelungene Abschluss eines Besuchs im Schlossmuseum von Weesenstein. So ungewöhnlich, wie sich schon die Fassade des imposanten Gemäuers auf dem Felsen präsentiert, so unterhaltsam ist auch eine Reise durch dessen 800 Jahre währende Geschichte.
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