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Meisterliche Orgeln von „silbernem Klang“

Der Name Gottfried Silbermann hat in Sachsen und weit darüber hinaus im wahrsten Sinne des Wortes einen überragenden Klang. Die Instrumente des bedeutendsten deutschen Orgelbaumeisters des Barock begeistern bis in die Gegenwart Musikliebhaber in der ganzen Welt.

Gebaut 1714, ist die große Orgel im Dom St. Marien in Freiberg die älteste erhaltene Orgel Gottfried Silbermanns. Foto: Gottfried-Silbermann-Gesellschaft/René Jungnickel

Zu erleben sind diese Silbermann-Orgeln – nicht zu verwechseln mit jenen aus dem Elsass – allerdings nahezu ausschließlich in Kirchen in Mitteldeutschland. Ehrenvolle Auslandsaufträge schlug Silbermann, der 1723 zum „Sächsischen Hof- und Landorgelbauer“ ernannt worden war, seinerzeit aus und beschränkte sein Orgelbauschaffen auf Sachsen und Regionen im heutigen Thüringen und Brandenburg. Von den rund 50 im 18. Jahrhundert entstandenen Instrumenten existieren heute noch etwa 30.

Hochkarätige Konzerte auf der „Königin der Instrumente“

Eine davon ist die große Orgel im Dom St. Marien in Freiberg, geschaffen 1714. Sie ist gleichzeitig die älteste erhaltene Silbermann-Orgel und wurde seit ihrer Entstehung so gut wie nicht verändert. Zu verdanken ist dies Silbermanns Prinzipien.

Höchste Qualität war für ihn das A und O. Mit hochwertigen Materialien und in handwerklicher Perfektion schuf er Instrumente von langer Lebensdauer und einzigartig klarem Klang. Da er diese Kunst auch an seine Schüler weitergab, beeinflusste Silbermann den gesamten mitteldeutschen Orgelbau bis in spätere Epochen.

Die Kirche von Reinhardtsgrimma beherbergt eine der bekanntesten sächsischen Silbermann-Orgeln. Foto: Tourismusbüro Glashütte

Als besondere Schätze schmücken Silbermann-Orgeln neben großen Häusern wie der Dresdner Hofkirche auch das Musikinstrumentenmuseum der Universität Leipzig im Grassi sowie zahlreiche kleinere Kirchen, von Rötha bei Leipzig über Pfaffroda an der Grenze zu Tschechien bis nach Crostau in der Oberlausitz.

Publikumsmagnete sind die Konzerte, bei denen die kostbaren Instrumente in den Gotteshäusern erklingen. So locken alle zwei Jahre die Silbermann-Tage internationale Musiker in die Region Freiberg. Die nächste Auflage findet Anfang September 2025 statt. Teil des Festivals ist ein Orgelwettbewerb für Nachwuchsorganisten aus aller Welt.

Ebenfalls renommiert: die Orgelkonzerte in der evangelischen Kirche von Reinhardtsgrimma, die eine der bekanntesten sächsischen Silbermann-Orgeln beherbergt. Die Tradition dieser Konzerte begründete 1936 der damalige Dresdner Kreuzorganist Herbert Collum. Heute hat die künstlerische Leitung der Freiberger Domorganist Albrecht Koch inne.

Gottfried Silbermanns Werdegang

Doch wer war eigentlich der Mensch Gottfried Silbermann? Bekannt ist über ihn, dass er am 14. Januar 1683 im Erzgebirgsdorf Kleinbobritzsch als jüngster Sohn des Zimmermanns Michael Silbermann geboren wurde. Durch den Beruf des Vaters von klein auf mit der Holzbearbeitung vertraut, fühlte Gottfried nach eigenen Worten frühzeitig einen „besonderen Trieb zur Orgelbaukunst“.

1685 siedelte die Familie ins nahegelegene Frauenstein über. Seine Ausbildung erhielt Gottfried Silbermann ab 1701/02 bei seinem älteren Bruder Andreas, der im elsässischen Straßburg eine Orgelbauwerkstatt betrieb.

Nach seiner Rückkehr in die Heimat ließ sich Gottfried Silbermann 1711 am Freiberger Schlossplatz nieder. Hier wohnte und wirkte er bis zu seinem Lebensende 1753.

Silbermann-Museen in Frauenstein und Freiberg

Ein tiefes Eintauchen in Silbermanns Welt machen in Sachsen zwei Museen möglich. Im Ort seiner Kindheit und Jugend, Frauenstein, beleuchtet das Gottfried-Silbermann-Museum vor allem das familiäre und musikalische Umfeld, den Werdegang und das Vermächtnis des Orgelbaumeisters.

In Gottfried Silbermanns Heimatort Frauenstein widmet sich das nach ihm benannte Museum dem familiären und musikalischen Umfeld des Orgelbaumeisters. Foto: Gottfried-Silbermann-Museum Frauenstein

Originaldokumente, spielbare Modelle von Instrumenten und Auszüge aus den Reisetagebüchern des Neffen Johann Andreas Silbermann von 1741 bringen Besuchern sowohl die Kunst des Orgelbaus als auch die Epoche des Barock näher. Ein Nachbau der Silbermannorgel von Etzdorf steht im Mittelpunkt alljährlicher Konzerte im Rahmen der Frauensteiner Orgeltage.

In Silbermanns Wohnhaus am Schloßplatz 6 in Freiberg ist seit 1999 die Gottfried-Silbermann-Gesellschaft ansässig. Eine moderne Ausstellung widmet sich hier dem Schaffen des Orgelbaumeisters und seinem Handwerk. Beispielsweise können mit einem Orgelmodell selbst Melodien gespielt und am Klangmodell 13 verschiedene Register miteinander kombiniert werden.

Eine historische Schauwerkstatt entführt in vergangene Jahrhunderte und ein virtueller 360-Grad-Rundgang mitten hinein in die große Freiberger Domorgel. Beliebt sind die Ferienangebote mit Mitmachtprogrammen für Kinder, bei denen sie echte Orgelpfeifen bauen oder eine ganze Orgel im Miniaturformat zusammensetzen können.

Bei Ferienprogrammen im Silbermann-Haus in Freiberg lernen Kinder spielerisch die Kunst des Orgelbaus kennen. Foto: Detlev Müller

Seit 2014 wandert die Silbermann-Gedenkstele der Gottfried-Silbermann-Gesellschaft von Kirche zu Kirche und ist immer dort zu finden, wo eine Silbermann-Orgel ihren 300. Geburtstag feiert. 2024 gibt es zwei Jubilare, die 1724 eingeweiht wurden: in der Marienkirche in Rötha sowie im Musikinstrumentenmuseum Leipzig. Dessen einmanualige Brüstungsorgel stand ursprünglich im erzgebirgischen Hilbersdorf und schmückt seit 2006 den Konzertsaal des Museums.

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