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Märchenhafte Schlösser und Burgen: Schloss Colditz

Schloss Colditz nahe Leipzig zählt zu den schönsten mitteldeutschen Baudenkmälern. In seiner bewegten Geschichte wurde es unter anderem als Kriegsgefangenenlager während des Zweiten Weltkriegs, als Irrenanstalt und auch als Krankenhaus genutzt. Legendäre Fluchtversuche der alliierten Gefangenen üben bis heute eine besondere Faszination aus.

Prunk und Pracht als fürstliche Residenz

Einer der bekanntesten Bewohner des mächtig über der Mulde aufragenden Schlosses mit seinen weißen Giebeln war Kurfürst Friedrich der Weise von Sachsen. Er ist heute eng mit dem Namen Martin Luther verbunden. Als dessen Förderer und Schutzherr gewährte er dem Reformator 1521/22 Zuflucht auf der Wartburg bei Eisenach.

Nach einem Brand ließ Kurfürst Friedrich der Weise Schloss Colditz ab 1506 im Stil der Renaissance wiederaufbauen. Foto: Schlösserland Sachsen/Nicole Gräfe

Unter Friedrich dem Weisen erhielt die Residenz Colditz nach einem Brand ab 1506 ihr Erscheinungsbild im Stil der Renaissance. Der Kurfürst beauftragte unter anderem den Maler Lucas Cranach d. Ä. mit der Innenausstattung der Räume und hielt sich bis zu seinem Tod 1525 häufig für längere Zeit in seinem Jagdschloss in Colditz auf.

Eine Augenweide müssen auch die Lustgärten der Sophia von Brandenburg gewesen sein. Als Witwe des Kurfürsten Christian I. zog sie 1603 nach Colditz und verbrachte hier fast 20 Jahre. Rund um das Schloss ließ Sophia von Brandenburg Gärten mit bunt bepflanzten Beeten, Terrassen, Teichen, Springbrunnen und Grotten anlegen.

Gefangen in der Festung

Die prunkvollen Jahre gehörten jedoch bald der Vergangenheit an. Ab etwa 1800 waren zunächst ein Arbeitshaus für Bettler und Landstreicher, später die „Landesanstalt für unheilbar Geisteskranke“ im Schloss untergebracht. Weitere dunkle Kapitel folgten mit der „Heil- und Pflegeanstalt“ ab 1938 und dem Kriegsgefangenenlager Oflag IV C ab Oktober 1939.

Von legendären Ausbruchsversuchen der alliierten Offiziere erzählt unter anderem die Schlosskapelle. Foto: Schlösserland Sachsen/Sylvio Dittrich

Auf jener Zeit, in der hochrangige Offiziere der Alliierten in Colditz lebten, gründet sich allerdings auch der „Mythos Colditz“ – vor allem im englischsprachigen Raum gilt das Schloss noch Jahrzehnte danach als Legende. Zahlreiche spektakuläre Fluchtversuche der Gefangenen haben dort Kultstatus und bescheren dem Schloss jedes Jahr zehntausende internationale Besucher.

Museum mit Erlebnisrundgang durch 500 Jahre Geschichte

Von April bis Oktober (2024 bis 3.11.) hat das Museum im Schloss geöffnet. Zu entdecken gibt es keine perfekt sanierten Räume, vielmehr soll der „Lost-Place“-Charakter mit den Spuren der Vergangenheit auch künftig erhalten bleiben. Mit einem interaktiven Tablet, dem sogenannten HistoPad, geht es auf einen Erlebnisrundgang durch 500 Jahre Schlossgeschichte und mitten hinein in verschiedene immersive Szenen, Animationen und Filme.

Mittels eines interaktiven Tablet-Computers werden Szenen und Räumlichkeiten der Colditzer Geschichte lebendig. Foto: Histovery

So entsteht beispielsweise ein Eindruck davon, wie die herrschaftlichen Renaissanceräume von Friedrich dem Weisen aus dem 16. Jahrhundert ausgesehen haben und welchen Zweck sie erfüllten. Bei zehn Fluchtgeschichten können die alliierten Offiziere bei ihren teils kreativen Ausbruchsversuchen – etwa durch einen Tunnel unter der Schlosskapelle oder mit einem selbstgebauten Segelflugzeug – beboachtet werden.

Außerdem sind auf Schloss Colditz die Europa-Jugendherberge und die Landesmusikakademie untergebracht.

Museum Schloss Colditz
Schlossgasse 1, 04680 Colditz
Tel. 034381 55530

Öffnungszeiten
bis 3.11.2024: Dienstag–Freitag 10–17 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 10–18 Uhr
1.–31.3. und 1.–30.11.2025: Mittwoch–Sonntag 10–16 Uhr, Feiertag 10–18 Uhr
1.4.–31.10.2025: Montag–Freitag 10–17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 10–18 Uhr

Schloss Colditz im Video

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