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Entdeckungsreisen durch Sachsens Erdgeschichte

Geoparks bieten außergewöhnliche Einblicke in die Erdgeschichte. Spektakuläre Felsformationen, Gesteinsaufschlüsse, Quellen, Seen, besondere Landschaftsformen und regionaltypische Rohstoffe sind Spuren geologischer Vorgänge im Laufe von mehr als 500 Millionen Jahren. In ihren Erlebnis- und Bildungsangeboten verbinden sächsische Geoparks diese Schätze mit lokaler Kulturgeschichte und Industriekultur. So wird deutlich, wie sehr das Vorkommen spezieller Gesteine die Architektur und das Bild der Dörfer und Städte bis heute beeinflusst.

UNESCO Global Geopark Muskauer Faltenbogen/Łuk Mużakowa

Der deutsch-polnische Muskauer Faltenbogen/Łuk Mużakowa ist eine von 161 Regionen weltweit mit UNESCO-Status. Der Faltenbogen gilt als eine der am schönsten ausgeprägten Stauchendmoränen Mitteleuropas. Entstanden ist diese Formation mit ihrer markanten Hufeisengestalt vor rund 340.000 Jahren, als ein Gletscher sich hier seinen Weg bahnte. Die im Untergrund lagernden Rohstoffe wie Braunkohle, Glassande und Tone wurden an die Erdoberfläche gepresst und in zahllosen Gruben über Jahrhunderte abgebaut und zu hochwertigen Produkten verarbeitet.

Glasmuseum Weißwasser

Elegante Exponate stellt das Glasmuseum Weißwasser aus. Foto: Glasmuseum Weißwasser

Beispielsweise machten reiche Vorkommen an Quarzsand und Ton Weißwasser Anfang des 20. Jahrhunderts zum größten Glas produzierenden Ort der Welt. Elf Glashütten waren hier ansässig. Zwischen 1935 und 1945 arbeitete der berühmte Bauhaus-Schüler Wilhelm Wagenfeld als künstlerischer Leiter der Vereinigten Lausitzer Glaswerke und schuf zeitlos schöne Produkte, die im Glasmuseum gezeigt werden. Beheimatet in der Gelsdorf-Villa ist das Haus ein wahrer Fundus für alle, die Interesse an der Geschichte dieses prägenden Industriezweiges haben.

Heute ist der Muskauer Faltenbogen eine beeindruckende Kultur- und Altbergbaulandschaft voller vielgestaltiger Gewässer und ein waldreicher, ökologisch wertvoller Naturraum.

Alte Grube Herrmann Weißwasser Muskauer Faltenbogen

Von der Erd- und Industriegeschichte im Muskauer Faltenbogen kündet die Alte Grube Hermann bei Weißwasser. Foto: Nancy Sauer

Allerorten sind Einblicke in die jüngere Erd- und Industriegeschichte möglich: Zahlreiche Themenradwege und Geopfade wie der Lehrpfad „Grube Babina“ auf polnischer Seite führen durch ehemalige Gruben und entlang bunter Seen. Auf Wanderungen mit ausgebildeten Geoparkführern, bei einem Abstecher zum Besucherzentrum Alte Ziegelei Klein Kölzig oder während einer der Veranstaltungen im Geopark gibt es für Einheimische und Besucher jedoch nicht nur Geologisches zu entdecken – hier verbinden sich Natur, Kultur, Tradition, neue Landschaften und Ideen zu einem großen Ganzen.

Nationaler Geopark Porphyrland. Steinreich in Sachsen

Porphyrlehrpfad Geopark Steinreich in Sachsen

Der rötliche Rochlitzer Porphyr steht im Mittelpunkt des Porphyrlehrpfades auf dem Rochlitzer Berg. Foto: Geopark/Frank Schmidt

Wer im Tal der Mulde östlich von Leipzig unterwegs ist, befindet sich in einem der Supervulkangebiete des Erdaltertums in Mitteleuropa. Vor 290 Millionen Jahren ging es hier hochexplosiv zu. Lavaströme, Aschewolken und Glutlawinen hinterließen über 500 Meter mächtige Ablagerungen. Daraus entstanden mehr als 30 verschiedene Porphyrgesteine. Einzigartig ist der rötliche Rochlitzer Porphyr, der seit Jahrhunderten repräsentative Bauten in der Region – Burgen, Klöster, Kirchen und Profanbauten – ziert. Auf den Spuren des Supervulkanismus finden sich im Geopark Porphyrland eine Vielzahl an Steinbrüchen, die oft tief eingeschnittene Mulde und eine außerordentlich reiche Kultur- und Industriegeschichte. In fünf Besucherzentren und auf vielen Geo-Routen kann man das Gebiet auf eigene Faust oder mit den Geo-Rangern erkunden und dabei kreative Angebote rund um den Stein erleben.

Geoportal Bahnhof Mügeln

Im Geoportal am Bahnhof Mügeln dreht sich alles um den Rohstoff Kaolin. Foto: Stadt Mügeln

Eines der Besucherzentren ist die „Erlebniswelt Kaolin“ im Bahnhof Mügeln. Kaolin wird auch „Weißes Gold“ genannt. Der Abbau und die Herstellung von Kaolin als Grundstoff für die Porzellanherstellung sind eng mit der Entwicklung der regionalen Keramikindustrie und des Schmalspurnetzes verknüpft. Im Geoportal erzählen Fotos Geschichten aus dem Bergbau, Vitrinen zeigen originale Bergbau-Utensilien und Objekte aus Kaolin. Mit einer Virtual-Reality-Brille eröffnet sich ein 360-Grad-Panorama eines Kaolin-Tagebaus, außerdem gibt es Schautafeln, Terminals und interaktive Spiele.

Geopark Sachsens Mitte

Porphyrfächer Mohorn Geopark Sachsens Mitte

Rund um das nationale Geotop „Porphyrfächer“ bei Mohorn-Grund erstreckt sich das Geologische Freilichtmuseum im Tharandter Wald. Foto: Robert Michael

Wenn Steine sprechen könnten, so hätten sie wahrscheinlich viel zu erzählen. Im Geopark Sachsens Mitte berichten sie in spannenden Episoden über die Entwicklungsgeschichte der Gegend südwestlich von Dresden, wo bereits im 12. Jahrhundert silberhaltige Erzgänge abgebaut wurden. Diese Bergbautätigkeit strahlt bis heute auf die Wirtschaft und Kultur der Region aus. Eine ähnliche Bedeutung kommt der Steinkohle im Döhlener Becken zu. Zeitweise wurde dort sogar Uran gefördert.

Wer dem Alltag entfliehen und Natur genießen möchte, ist im Tharandter Wald zwischen Freiberg und Freital richtig. Schon Kleist, Schiller und Goethe rühmten dessen Schönheit. Hier ist eine Begegnung mit der gesamten Erdgeschichte Sachsens auf kurzen Wegen möglich – egal ob individuell auf einem der zahlreichen Lehrpfade oder begleitet von einem Geopark-Ranger. Zu entdecken sind vielfältige Gesteine aus allen vier Erdzeitaltern. So bilden die Gneise der Freiberger Kuppel die Unterlage des Waldes. Seine beinahe kreisrunde Form geht auf eine magmatische Eruption im Permakarbon zurück.

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