Erzgebirge: Im Bergbau fest verwurzelt
Alles kommt vom Bergwerk her“ ist im Erzgebirge ein geflügeltes Wort. Von Altenberg im Osten bis nach Eibenstock im Westen fasst der Ausspruch den Einfluss der 800-jährigen Bergbaugeschichte zusammen. Dank dieser Geschichte gehört die Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří seit 2019 zum Unesco-Welterbe. Die Welterbestätte besteht aus 17 sächsischen und fünf tschechischen Bestandteilen, die sich in zahlreiche Einzelelemente gliedern.
Silberfunde, Wohlstand und prächtige Bergstädte
Begonnen hat alles im Jahr 1168 im heutigen Freiberg. Tief unter der Siedlung lag das Silber. Mit den Funden kam der Wohlstand ins Erzgebirge. Immer mehr Menschen lockte die Aussicht auf Arbeit und Verdienst. Um die staatliche Verwaltung nah an den Lagerstätten der Bodenschätze zu organisieren, gründeten die sächsischen Kurfürsten über 30 Bergstädte mit besonderen Rechten und Steuererleichterungen. Den Reichtum an Wirtschaftskraft, Geschichte und Kultur spiegelt bis heute deren Architektur und Kunst.
Der Freiberger Dom im historischen Stadtkern der ersten sächsischen Bergstadt ist prachtvoll ausgestattet mit der Tulpenkanzel, den Orgeln Gottfried Silbermanns und der Goldenen Pforte. Einen Hauch italienische Renaissance versprüht Marienberg. Gegründet 1521 besitzt es mit seinem zentralen quadratischen Marktplatz und rechtwinkligen Straßensystem die typischen Merkmale einer „Idealstadt“. Unweit des Marktplatzes fasziniert die spätgotische Kirche St. Marien.
Die imposanten Hallenkirchen sind Zeugnisse des Wohlstandes, des Stolzes und der Frömmigkeit von Landesfürsten und Bergleuten. In der St. Annenkirche in Annaberg-Buchholz (erbaut 1499–1525) zeigen die Szenen des Bergaltars diesen Zusammenhang. Neben der Legende vom Auffinden des ersten Silbers illustrieren sie die Berufsgruppen, die bergbautechnischen Arbeitsabläufe und deren Einfluss auf die Landschaft. Im Bergmannsdom St. Wolfgang in Schneeberg können Kunstsinnige einen Altar von Lucas Cranach dem Älteren bewundern.
Authentische Erlebnisse in Besucherbergwerken und Museen
Neben den beeindruckenden Bergstädten gehören natürlich auch viele ehemalige Bergbauanlagen zur Unesco-Welterbestätte. Wer neugierig auf die Arbeit unter Tage ist, sollte sich einen Besuch nicht entgehen lassen! Mit Förderkorb und Grubenbahn geht es beispielsweise im Silberbergwerk „Reiche Zeche“ in Freiberg, im Markus-Röhling-Stolln in Annaberg-Buchholz oder in der Zinngrube Ehrenfriedersdorf weit in den Berg hinein. Schutzhelme sind Pflicht bei den eindrucksvollen Führungen durch die dunkle faszinierende Welt der Bergleute.
Über Tage bewahren ebenfalls unzählige authentische Schauplätze das wertvolle historische Erbe. In Schneeberg, das vor 550 Jahren auf Silber gegründet wurde, brachte erst das Kobalt den großen Reichtum. Dieses Erz war ein weltweit begehrtes Exportgut und besonders für das Meissener Porzellan von großer Bedeutung. Das Siebenschlehener Pochwerk in Schneeberg/Neustädtel zeigt als technisches Museum eindrucksvoll die Verarbeitung dieses wertvollen Rohstoffes.
Eine der wichtigsten Stätten der Montanregion ist der Frohnauer Hammer in Annaberg-Buchholz. Ab dem 17. Jahrhundert wurden hier Werkzeuge für Bergbau und Landwirtschaft geschmiedet. Das original erhaltene Hammerwerk mit Wasserradantrieb ist noch voll funktionstüchtig. Beim Museumsrundgang werden der kleine Hammer und die Blasebälge in Aktion vorgeführt.
Wer sich aufmacht, die sehenswerten Museen, Ausstellungen und Besucherbergwerke der Unesco-Welterbestätte zu erkunden, wird das Erzgebirge von einer spannenden Seite und vielleicht noch einmal ganz neu kennenlernen. Auch inmitten der Natur, bei Touren auf über 5.000 Kilometern Wanderwegen oder entlang informativer Bergbaulehrpfade, lassen sich zahlreiche Spuren entdecken.
Zum Bergbau-Erlebnistag stehen jährlich am ersten Juni-Wochenende im gesamten Erzgebirge die 800 Jahre alten Bergbautraditionen im Mittelpunkt.