Märchenhafte Schlösser und Burgen: Schloss Augustusburg
Vor 450 Jahren, im Jahr 1572, wurde das monumentale Schloss Augustusburg bei Chemnitz fertiggestellt – ein Jubiläum, das bis zum 8. Januar 2023 mit einer großen Ausstellung gewürdigt wird. „Kurfürst mit Weitblick“ lautet deren Titel. Im Zentrum steht der Bauherr Kurfürst August von Sachsen (1526–1586), der sein Land zu wirtschaftlicher und kultureller Blüte führte.
Das bis in alle Ecken symmetrische Renaissanceschloss verdeutlicht Macht und Streben des protestantischen Herrschers nach vielen erfolgreichen Feldzügen und orientierte sich architektonisch an europäischen Vorbildern wie dem Schloss Chambord an der Loire oder dem Klosterschloss El Escorial bei Madrid. Auf dem 516 Meter hohen Schellenberg, einem Kegel aus Quarzporphyr, erhebt es sich von allen Seiten weithin sichtbar über dem Zschopautal. Diese imposante Lage brachte ihm den Beinamen „Krone des Erzgebirges“ ein.
Wertvolles Cranach-Altarbild und UNESCO-Glanz
An der Ostseite des Schlosses befindet sich einer der ersten protestantischen Kirchenneubauten in Deutschland. Die 1572 geweihte Kapelle beherbergt ein wertvolles Altargemälde des Wittenberger Malers Lucas Cranach dem Jüngeren. Es zeigt das Kurfürstenpaar August und Anna mit ihren 14 Kindern. Das Bildnis ist auch deshalb kulturhistorisch einmalig, weil es das einzig erhaltene Abbild der kurfürstlichen Familie ist und als unschätzbares Zeitzeugnis Informationen dieser Epoche etwa in Bezug auf Bildsprache, Kleidung, Haltung und religiöse Aussage gibt.
Der Bau des Jagd- und Lustschlosses dauerte insgesamt vier Jahre. Deutlich langwieriger gestaltete sich die Wasserversorgung der Anlage über einen Brunnen, der mühsam durch das harte Gestein getrieben werden musste. Erst nach neun Jahren stießen die Arbeiter in 130,60 Metern Tiefe endlich auf Wasser. Nach einem Brand wurde das Brunnenhaus 1831 in seiner heutigen Form errichtet. Mit seinem Treibgöpel, dem ältesten in Sachsen, ist es assoziiertes Objekt des UNESCO-Welterbes der Montanregion Erzgebirge/Krušnohoří.
Spannende Museen von Kutschen bis zu Motorrädern
Als Museum wurde Schloss Augustusburg erstmals 1922 genutzt. Heute sind hier zahlreiche ganz unterschiedliche Ausstellungen beheimatet. So vereint das Schlossmuseum das Jagdtier- und Vogelkundemuseum, das Kutschenmuseum und eine Ausstellung zur Jagdtier- und Hofhaltung.
Besonders interessant ist das Motorradmuseum. Auf 1.200 Quadratmetern setzen unzählige aufwändig restaurierte Motorräder die technische Entwicklung des Zweirades von 1885 bis heute eindrucksvoll in Szene. Ein Schwerpunkt liegt auf der Geschichte der Zschopauer Motorradfirmen DKW, Auto Union und MZ.
Interaktive Sonderausstellung entführt ins 16. Jahrhundert
Auch thematische Führungen und wechselnde interaktive Sonderausstellungen machen den Schlossbesuch im kleinen Ort Augustusburg zu einem Erlebnis. Die aktuelle Jubiläumsschau „Kurfürst mit Weitblick“ entführt mit einer 360-Grad-Multimedia-Show im Saal des Sommerhauses mitten hinein ins 16. Jahrhundert, zu Jagdszenen, dem lebendigen Treiben in der Schlossküche und an die kurfürstliche Festtafel.
Die Exponate hängen nicht etwa an Wänden, sondern werden auf Bühnen in der Mitte der Räume präsentiert. Zu den wertvollsten Ausstellungsstücken zählt das Original-Porträt von Kaiser Maximilian II. Zu bewundern sind auch die Festgewänder des kurfürstlichen Paares August und Anna, die nach authentischen Abbildern neu geschneidert wurden. In einer begehbaren Installation ist der Tiefbrunnen von Schloss Augustusburg nachzuerleben.
Die freien Wände werden unterdessen zum Schauplatz für historische Persönlichkeiten, die mittels Illustrationen und Touchscreens durch die Ausstellung begleiten und sogar in einen Dialog mit ihrem Gegenüber treten. Sie erzählen Anekdoten und ihre Sicht auf die damalige Zeit.
Schloss 1, 09573 Augustusburg
Tel. 037291 3800
Öffnungszeiten
April–Oktober: täglich 10–17 Uhr (letzter Einlass); November–März: täglich 10–16 Uhr (letzter Einlass)
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